Montag, 1. Februar 2016

Des einen Leid, des anderen Freud - Lindenstrasse und Handball

Yi-haa. Meine Serie hält. Ich bin das absolut perfekte Handball-Maskottchen. Wann immer ich einem Handball-Spiel beigewohnt habe - ob live oder am Fernseher - "meine" Mannschaft hat gewonnen. Egal, ob es die Mannschaft einer der Jungs oder wie jetzt die Nationalmannschaft war. Ehrensache, dass ich bei den entscheidenen Spielen dieser EM zugeschaut habe -  é voilà. Opfer müssen gebracht werden - aber müssen sie derart unumkehrbar sein? Ich will hier nämlich auf etwas ganz anderes raus - auch wenn ich mich sehr für unsere Handballer freue und mein Glückwunsch aufrichtig ist. Dran glauben mussten nämlich nicht nur meine Nerven, sondern auch meine ganz andere Serie:  

Die Lindenstrasse. 

Am Sonntag war es soweit: Die Lindenstrasse-Fangemeinde fieberte aufgeregt der Folge der Folgen entgegen, Der Auflösung des seit der zu Recht hochgelobten Live-Folge schwelenden Plots um die spannende Frage: How to get the murderer of  Erich Schiller. Die Folge mit dem Titel "Lea will eine Chance" jedoch wurde aufgrund der Handball-Übertragung kurzerhand mal eben aus dem ARD-Hauptprogramm gekickt und in den Spartensender EinsFestival verschoben (auf dem sie sowieso jeden Sonntagabend noch einmal läuft). Einfach mal so. Ohne große Kommunikation seitens der ARD. Die überließ es dem zum Glück sehr social media erfahrenen Team der Lindenstrasse, diese Verschiebung zu kommunizieren. Darüberhinaus bot das Lindenstrassen-Team die serviceorientierte Lösung an, die Folge schon seit Freitagabend im Stream über die Mediathek und die eigene Webseite zu schauen. 

Was wir auch sofort wahrgenommen haben und - es war wirklich eine ganz und gar großartige Folge. Großartig gespielt, großartig geschrieben und sehr wahrhaftig umgesetzt. Wir waren begeistert, schockiert und gerührt, alles in knapp 30 Minuten. ( mehr spoilere ich hier nicht, es haben vielleicht nicht alle gesehen)  Dennoch - es bleibt ein ausgesprochen schales Gefühl, ausgesprochen schal!

Sacht ma, da bei der ARD: Geht et noch? Ihr habt da eine wirklich gute Serie, noch dazu eine, die sich ständig neu erfindet, die ein treues Stammpublikum hat und die durch deutlich erkennbare Qualitätsverbesserung im letzten Jahr auch neue Zuschauer gewonnen hat. Gemessen an dem, was das deutsche Fernsehen sonst noch so zu bieten hat - ein echter Lichtblick. Und die Folge "Lea will eine Chance" ist wirklich so gut gespielt wie selten etwas. Und sowas wird einfach weggeschlossen. Was ist mit all denen, die das Ersatzangebot des Teams nicht nutzen können? Wie groß ist die Reichweite von Eins-Festival? Ich weiß es nicht, aber flächendeckend deutschlandweit ist es meines Wissens nicht. Und dass es immer noch eine Minderheit ist, deren Internet-Versorgung für ein kommodes Streaming-Vergnügen reicht, wurde ja ergiebig in den letzten Wochen thematisiert.

Es ist nicht nur meine Bitte - man konnte es aus vielen Tweets und Postings lesen - : Es wäre sehr wünschenswert, wenn die ARD noch einmal in sich geht und dem geneigten Lindenstrassen Publikum am kommenden Sonntag gleich zwei Sendungen auf einmal präsentiert. Platz dafür lässt sich sicherlich schaffen. Und für die Zukunft: Ja, viele wollten gerne Handball sehen. Wir auch. Kann man, muss man, sollte man ins Programm nehmen. Aber: Eine Lindenstrassen-Folge dauert gerade mal 30 Minuten. Bei den vielen Brennpunkten in den letzten Monaten wäre es sicher kein Problem, wenn nach dem Handball-Krimi die Auflösung des Listra-Krimis gezeigt worden wäre und erst dann das reguläre Programm. Gerade diese sehr sorgfältig gemachte Folge hat das denkbar größte Publikum verdient. Danke für's Gespräch.