Dienstag, 24. Mai 2016

Rock it on Zollverein, Baby !

 

Angesagt war TTTmitT (TwitterTreffenTag mit Trixe). Als hätten wir uns abgesprochen, hatten wir gleichzeitig Urlaub und da musste doch mal wieder eine gemeinsame Unternehmung her. Mein Wunsch war: Nichts mit allzu vielen Menschen um mich herum - auch wenn die Trixe unberufen die beste Shopping-Queen aller Zeiten ist . So kamen wir auf Kultur und natürlich - wir sind Ruhrpott-Prinzessinnen - musste es Ruhrpott-Kultur sein. Da passte es ganz prima, dass wir zwar beide schon mal eine Führung durch die Kokerei   unternommen hatten, das auf Zeche Zollverein ( immerhin unser Weltkulturerbe umme Ecke) ebenfalls ansässige Ruhrmuseum aber links liegengelassen hatten. Noch besser passte uns da in den Kram, dass auf Zollverein gleich zwei Sonderaussstellungen laufen, die uns beide interessierten.

Bei allerschönstem ruhrpottgrauen Nieselregen also auf nach Essen - die 40 brav gemieden, weil wir hatten zwar Zeit, aber muss ja trotzdem nicht sein - und - wir waren nicht die Einzigen, die auf diese glorreiche Idee gekommen waren. Mit wenig Menschen war also nichts, aber es verläuft sich ganz gut auf dem großen Areal. Witzigerweise liefen wir als erstes meinem Herner Kollegen mit Gattin in die Arme, der an seinem ebenfalls ersten Arbeitstag diesselbe Idee gehabt hatte.... schon lustig. Leider waren die beiden schon durch, sonst hätten wir im Rock-It-Keller ein gemeinsames Selfie machen und der WA-Kollegen-Gruppe schicken können. Wäre bestimmt super angekommen...... ähem.

Zunächst machten wir uns brav und kulturbeflissen auf den Weg durch die Dauerausstellung, die Vergangenheit und Gegenwart unseres Reviers beleuchtet. Die Dauerausstellung ist ganz ok, aber jetzt nicht so DIE Erleuchtung. Ich muss da ehrlich sagen, dass ich die thematisch ähnlich gelagerte Ausstellung auf Zeche Zollern in Dortmund wesentlich gelungener und empfehlenswerter fand. (in diesem stets bildungsbeflissenen Blog nachzulesen hier und hier) . Aber ein paar Impressionen will ich Euch nicht vorenthalten.
Nach einer kleinen Stärkung ab inne erste Sonderausstellung. Dort wurden Fotografien des Dortmunder Arbeiter-Literaten Erich Grisar gezeigt, aus den Jahren 1928 - 1933, die vor allem die Menschen in ihrem damaligen Alltag zeigten. Was wir sehr interessant und berührend fanden. Leider sind fast alle Fotos in Dortmund entstanden und auch wenn man die Stadt so ein bißchen kennt, die Zuordnung und Übertragungsmöglichkeit von "guck mal, so sah das damals aus" fehlte uns ein bißchen.

Umso mehr Wiedererkennungswert brachte uns da schon die zweite Sonderausstellung "Rock und Pop im Pott". Dort ging es um die Stars, die unser Revier so hervorgebracht hat: Von Nena bis Grönemeyer und sogar meine allererste LP von der Dortmunder Band Cochise  hatte einen Ehrenplatz. Womit geklärt wäre, dass ich mir diese Gruppe nicht ausgedacht habe.... Ganz spannend fanden wir auch den Raum mit all den rockigen Veranstaltungsorten im Pott und vor allem die Ruhrpott-Ureinwohnerin Trixe konnte für sich verbuchen, weit mehr als die Hälfte davon besucht zu haben.

 
Ganz besonders viel Spaß hatten wir (in dem Moment allerdings nur wir, Herrschaftszeiten, was gibt es doch für humorbefreite Spaßbremsen) im Mitmach-Raum. Dort konnte man in einem inner circle zur eingespielten Mucke tanzen und bekam das auf einer Leinwand fein in der passenden Lichttechnik zu sehen. Also ich finde, wir haben da ein veritables Konzert gerockt.


Mega oder? Tjanun - gekonnt ist gekonnt. Und wenn wir eins können, dann einen verregneten Tag unvergesslich rocken. Den abschliessenden Kaffeeklatsch im blauweißen Sonnencafé hatten wir uns redlich verdient. 

©Fottos bis auf das eigenwillige Selfie alle by Trixe19 !

Serientipp der Woche: irgendwie und sowieso - als die Revolution nach Oberbayern kam

Ein Gastbeitrag von meinem guten Freund Spieler 7 



Wir schreiben das Jahr 1968, bekanntlich eine bewegte Zeit, die sogar das friedliche oberbayerische Kaff Zell erreicht und nicht nur den Jugendlichen dort gehörig den Kopf verdreht oder zurechtrückt, je nach Betrachtungsweise. In erster Linie ist es natürlich die Musik, die fasziniert, aber dann folgen auch neue Ideen und veränderte Denkmuster, eben ein Aufbruch in eine neue Zeit.


Die wichtigsten Protagonisten in der bayerischen Provinz:


Der schweigsame Mechaniker Sepp (Elmar Wepper, cool wie James Dean)


Der eigenwillige Bauer Alfons alias Sir Quickly (Ottfried Fischer, dickschädelig wie Ottfried Fischer)


Der dialektische APO-Gymnasiast Effendi (Robert Giggenbach, eloquent wie Rudi Dutschke)


Die patente Busunternehmer-Tochter (Olivia Pascal, sexy wie Uschi Obermaier)


Nicht immer gemeinsam, geschweige denn einig stellen sie sich den Herausforderungen des Lebens (und der Liebe), manchmal zögernd, manchmal begeistert, aber immer authentisch, Kompromisse gibt es eher selten.


Gedreht wurde die Serie (die eigentlich ein Film mit Überlänge ist) 1986 und Regisseur Franz Xaver Bogner gelingt es dabei perfekt, das 68er-Lebensgefühl nicht nur zu rekonstruieren, sondern mit neuem Leben zu erfüllen, bis hin zu den Klamotten und Autos. Es hat sich ja leider eingebürgert, allen möglichen Mist mit dem Etikett »Kult« aufzuwerten, aber hier trifft der Begriff mal wirklich zu. Die Darsteller agieren absolut überzeugend, man hat den Eindruck, sie spielen einfach ihr Leben statt ausgedachter Rollen.


Wer die famosen Romane von Frank Goosen kennt wird bei »Irgendwie und sowieso« (trotz aller regionalen Unterschiede!) etliche Parallelen entdecken, z.B. die kritische Verbundenheit zur Heimat. Bei Goosen heißt das lapidar »woanders iss auch Scheiße«, in der Serie meint Sepp »Irgendwann muss jeder mal heimgehen, ganz egal, wo das dann ist« (von mir ins Hochdeutsche übersetzt, Untertitel gibt es nicht). Auch bei Goosen sind es meistens beautiful losers, die durch ihre Freundschaft zu Gewinnern werden und natürlich gibt es bei »Irgendwie und sowieso« ebenfalls jede Menge Musik, die Leben retten kann.

Ein Tipp für alle, die sich die Kosten für DVD oder BluRay sparen wollen: Ab 06.06.2016 wird dieses Highlight der (nicht nur bayerischen) Fernsehgeschichte anlässlich des dreißigjährigen Jubiläums erneut beim BR ausgestrahlt.

©Text von derSpieler7

Anmerkungen der Bloginhaberin:
1. Dem Spieler7, Autor dieses formidablen Gastbeitrags könnt Ihr folgen:
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