Freitag, 17. März 2017

T.G.i.F. - durch und durch oranje

Tach auch Liebeleins. Harteliljk welkom in unserer kleinen Freitags-Runde. Allet im Lack soweit? Schon irgendwie oder? Die ersten süßen Kirschen in Nachbars Garten blühen, einen richtig feinen Frühlingstag hatten wir bereits, den ich zur Feier der geilsten Stadt der Welt mit einer uitgebreide Fietstour an den Kanal verbracht habe.

Mittagspause am Kanal - leider auf der falschen Seite des Stegs,
aber wir arbeiten ja dran. 
Und eine Woche, die damit endet, dass Mark Rutte zum Helden Europas erklärt wird, kann nicht die schlechteste sein. Nicht, dass ich jetzt zwingend so der Riesen-Fan von Rutte wäre, aber angesichts schmierlappiger Alternativen kann ich gut damit leben, wenn der holländische magic Mark der Held ist. Nur gut, dass die Holland Wahl, der man vorher signalgebende Wirkung attestierte, die erste war. Auf die Holländer ist in Sachen Liberalismus ja doch immer noch am ehesten Verlass. Und die Farbe orange, die ja in der letzten Zeit eher einen trumpelig schlechten Ruf hatte, haben sie so ganz en passant auch rehabilitiert. Heel bedankt, Nederland!

Spannend war sie ja, die Woche. Als wir am Samstag morgen Domburg verließen, dudelte im Auto der Lieblingssender aller guilty pleasure Freunde, Radio Veronica. Spielt ausschließlich Musik und handelt die Nachrichten grundsätzlich in genau einer Minute ab, wahnwitziges Sprechtempo wohl einzige Einstellungsvoraussetzung für diesen Job. Meistens versteh ich das Wichtigste, also Wetter und Staumeldungen, aber Samstagmorgen zweifelte ich sehr an meinen Sprachkenntnissen und sagte zum Gatten: "Also, ich hab gerade verstanden, die haben dem türkischen Minister die Landeerlaubnis in Rotterdam verweigert und der musste umdrehen. Weil die Holländer sich nicht erpressen und sich nicht alles bieten lassen. Aber was der jetzt genau gesagt hat, keine Ahnung" Hahaha.  Von wegen. Ganz supere Sprachkennntnisse hab ich da. Alles richtig verstanden. Die Holländer. Sehr gut. Respekt. Und der Respekt setzte sich fort in dieser Woche. Vor der hohen Wahlbeteiligung, vor dem Ergebnis, nicht nur in Bezug auf die Hauptkontrahenten. Auch über das gute Abschneiden der Linksliberalen habe ich mich durchaus gefreut. Und wer jetzt sagt: Erstaunlich das alles. dem sage ich : Nein. Das war typisch holländisch, genauso kenne ich die Holländer, so ist es immer gewesen, genauso bin ich in meiner grenzgängerischen Jugend sozialisiert wurden. Wie sagte der Jurastudent gerade am Telefon? "Ich hab keinen Moment geglaubt, dass der Wilders erste Kraft wird. Nicht in Holland. Diese Umfragen waren fake news"

Ja, die Niederlande sind tolerant, weltoffen, aber auch pragmatisch. Das Lebensgefühl ist dort ein anderes, ein freieres, aber zugleich auch sichereres als in streng durchreglementierte deutsche Land, wo jeder Pups vorgeschrieben wird, weil der Bürger ja zu blöd ist. Aber wenn ein 16jähriger einer 15jährigen die Kehle durchschneidet, dann ist er eben schuldunfähig, weil leider schizophren. Und wegen Schizophrenie sperrt man ja keinen ein. Oder erlegt Erziehungsberechtigten eine besondere Aufsichtspflicht auf. Nein. Dann ist schlichtes vor die Tür gehen plötzlich pirvate Risikosphäre. Aber Hauptsache, unsere Staubsauger saugen normgerecht. Ich schweife ab. Aber ich könnte mich auch aufregen.... Ok. Zurück in's Land der Grachten. Dort funktioniert Liberalismus noch. Meiner Beobachtung nach aber nur, weil es einen ganz klaren Point of no Return gibt.  

Ich verdeutliche das mal an einem pupulären Beispiel: Den Coffee Shops. Auch wenn man mittlerweile in einigen Provinzen den Weed-Pass, die Ortszugehörigkeit nachweisen muss, um Drogentourismus zu vermeiden, die Coffee Shops gibt es immer noch. Nicht in den düsteren Ecken einer Stadt, sondern ganz normal mittendrin. Mit dem Charme einer Apotheke ausgestattet, mit viel Glück auch mit dem einer Teestube. Beratung inclusive. Völlig unaufgeregt und pragmatisch geregelt. Dafür sind aber z.B. Fixerstuben UNDENKBAR. Wer meint, er müsse sich mit harten Drogen ruinieren, bitte sehr. Aber staatlich gepampert wird er dafür nicht. Wer verrecken will, kann verrecken. Ende. Ähnlich wie mit Cannabis ist übrigens auch der Umgang mit Alkohol. Biertje und Wein gibt es im Supermarkt. Für harte Sachen muss man sich schon separat in einen Laden bemühen, in dem auch das Alter kontrolliert wird. In manchen Diskotheken oder Restaurants hat man da sogar unter 25 keine Chance. Die Folge: Komasaufen ist in NL eher unbekannt. Dafür kann man immer noch an schönen Sommertagen durchaus grasbeseelte Cliquen am Strand oder Bootsanlegestellen bei Love and Peace antreffen. Unschwer zu erraten, welche Variante mir besser gefällt. Und wie froh ich heute noch bin, dass ich genauso groß geworden bin.

Nun kann man natürlich fragen, wie es sein konnte, das Wilders so groß werden konnte. Meine Beobachtung in NL der letzten Jahre war, dass tatsächlich einiges aus dem Ruder zu laufen drohte bei der Integration. Auch die Niederlande sind vor der Krankheit namens falsch verstandener politischer Korrektheit nicht verschont geblieben. Man will ja ungern einen weltoffenen Ruf aufs Spiel setzen. Nicht alles wurde benannt und vielleicht wurde zuviel toleriert. Dazu kam in den letzten Jahren durchaus Zuzug von Menschen, die sich einen Scheißdreck für ihre neue Heimat interessieren. Und das ist in NL ein Ding, was gar  nicht geht. Wer dorthin emigriert, der kann zwar nach seiner Fasson glücklich werden, seine Religion und seine Kultur leben, aber er hat sich an die Gesetze zu halten, er hat holländisch zu lernen und zuallererst die liberalen Werte seines Gastlandes zu achten. Da verstehen die Holländer keinen Spaß. Und das haben sie diese Woche wohl eindrucksvoll klar gemacht. Ich habe schon lange gesagt, dass mir der holländische Weg in vielem besser gefällt und ich bin ganz glücklich, dass dies gerade in ganz Europa so gefeiert wird.

So. Punkt. Das lag mir auf der Seele. Das musste ich mal loswerden. Auch um den Preis, dass das TGiF somit außergewöhnlich monothematisch ausgefallen ist. So sorry. Sonst war auch nicht wirklich was. Und wenn doch, fällt es mir gerade nicht ein. Etwas thematisch ausgewogener dafür wie immer Eure

Statistik: 

Zahl der Woche: 13 ( s.Holland, siehe Schmierlapp ) 
Vokabel der Woche: Steembusstamper 
Gewissensfrage der Woche: Personal Coach vs. Personal
 Couch (©Evje van der Paskamer auf Twitter) 
Schublade der Woche: Es gibt zwei Typen Menschen:
 - die im Hotel wissen wollen, ab wann es Frühstück gibt. 
- die wissen wollen, bis wann es Frühstück gibt. (©Stgraunke auf Twitter 
Erkenntnis der Woche: Kommunismus endet bei €2500 netto. 
Atheismus, wenn das Flugzeug vibriert. Feminismus, wenn man diese SCHEISS WASSERFLASCHE nicht aufkriegt. (©Julia Singlesias auf Twitter)
 Stoßseufzer der Woche: Kinder denken, Erwachsene wissen genau, was sie tun 
und haben immer alles total im Griff. Ich weiß noch nicht mal, wo dieser
 doofe Griff ist. (©Trixelinchen auf Twitter) 
Dazu passend die Gebrauchsanweisung der Woche: 

Allen ein schickes Wochenende. 
Huldigt keiner Farbe, der ich nicht auch huldigen würde. 

Wie immer gilt: Wer Tippfehler findet, kann sie behalten. 
Links auf Nachfrage 

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